Im Supermarkt Wein kaufen ist enorm günstig, insbesondere Überseeweine zu niedrigen Preisen finden sich in Hülle und Fülle. Doch viele Menschen entdecken den regionalen Weinbau für sich und geben gerne etwas mehr Geld für edle Weine vom örtlichen Winzer aus. Das ist gut so! Warum es sich lohnt, regionalen Weinsorten den Vorzug zu geben, erfahren Sie hier.
Wein für wenig Geld — zu einem hohen Preis
Auch im kühlen Deutschland gedeihen hervorragende Weine. Hier ein Goldriesling aus Sachsen. Quelle: WeinHandwerk Meissen, 2024
Wer heute im Supermarkt Wein einkaufen geht, wird mit einer Produktvielfalt konfrontiert, die ihresgleichen sucht. Rioja aus Spanien, Shiraz aus Südafrika, Zinfandel aus den USA und lieblicher Rotwein aus Moldawien werden in Deutschland zu niedrigsten Preisen angeboten. Im Zuge der Globalisierung wurden die Lieferketten bis in die fernsten Länder so gut verschlankt, dass Erzeuger ihre Preise enorm drücken können. Aber ist das auch immer vorteilhaft?
Nicht selten stößt der günstige Wein aus Übersee auf Kritik. Die Umweltbelastungen sind hoch, die Arbeitsbedingungen in vielen Ländern zweifelhaft. So gelten die Arbeitsbedingungen für Winzer in Südafrika als prekär, Wein aus Übersee importieren ist mit hohen Emissionen verbunden und beim internationalen Weinbau ist die Gesetzgebung hinsichtlich Nachhaltigkeit und Pflanzenschutz äußerst uneinheitlich. Aber auch die Sortenvielfalt leidet unter einem Weinhandel, der in erster Linie die Minimierung von Kosten vornimmt: So verfolgen die Erzeuger weniger das Ziel, besondere Geschmacksnoten aus ihrem Wein zu kitzeln, sondern eher, diesen besonders günstig zu verkaufen.
Um diesen Umständen zu begegnen, lohnt es sich, fair und nachhaltig produzierten Wein zu kaufen. Dieser findet sich zumeist in der eigenen Region. Vom Süden Baden-Württemberg bis nach Sachsen, dem nordöstlichsten Weinbaugebiet Deutschlands, wachsen fruchtige Trauben mit herrlicher Süße und Säure, aus denen sich hervorragende Weine keltern lassen. Folgende Gründe sprechen dafür, sich auf dieses Geschmackserlebnis einzulassen:
1.) Wer regionalen Wein trinkt, stärkt die Landwirtschaft — und die Umwelt
Mit sorgsamer Arbeit können Weintrauben Problemen wie Frost und Mehltau widerstehen. Quelle: WeinHandwerk Meissen, 2024
Somit hat es in erster Linie ökologische Vorteile, regionalen Wein zu bevorzugen. Wein aus Deutschland muss nicht weit transportiert werden, um ins Glas zu gelangen. Zudem kommen auf Bundesebene modernste Traktoren, Erntesysteme und elektrische Handwerkzeuge mit relativ geringem Verbrauch zum Einsatz, die eine schonende Weinlese ermöglichen. Das Weingesetz zählt zu den strengsten der Welt und sichert eine schonende Bearbeitung der Rebflächen in Deutschland ab.
Doch nicht nur der Weinbau an sich, auch die gesamte Logistik rund um den Wein verschlingt enorme Ressourcen, die die Umwelt zunehmend belasten. Lange Transportwege per Schiff, aufwendige Verpackungen und die Distribution zum Händler erfordern Unmengen an Zeit, Energie und Aufwand. Eine Tonne Chardonnay aus Chile nach Hamburg per Schiff verursacht einen CO2-Ausstoß von 224,76 kg. Hingegen komme bei einem Transport von einer Tonne Riesling aus Meißen nach Dresden nur etwa 0,43kg. Wein vom lokalen Produzenten zu kaufen, ist eine elegante Lösung, mit der diese Belastungen umgangen werden können. Die Weinexpertin Helena Ponstein vermutet daher, dass der Einkauf beim regionalen Winzer die CO2-Emissionen von Wein um die Hälfte verringern könnte.
2.) Wein aus der Region ist fair
Auch ohne Siegel genügt der Weinbau in Mitteleuropa und insbesondere in Deutschland sozialen und ökologischen Anforderungen. Mindestlohn, Weingesetz und Umweltauflagen bedingen die faire Gestaltung des deutschen Weinbaus. Zudem sind nur wenige Länder weltweit derart auf sichere Arbeitsbedingungen bedacht wie Deutschland. Hingegen können billige Weine aus nichteuropäischen Ländern zu inakzeptablen Bedingungen produziert werden, die sowohl der Umwelt als auch den Arbeitskräften mehr schaden als nützen.
Natürlich gibt es auch faire Weine aus Südafrika, Chile und Australien - doch diese kosten dann mindestens ebenso viel wie ein guter Wein aus der eigenen Region. Beim Kauf dieser Erzeugnisse ist es ratsam, auf entsprechende Zertifizierungen zu achten oder sich beim Weingut direkt über die dortigen Arbeitsbedingungen zu informieren.
3.) Regionaler Wein schmeckt anders — und bietet völlig neue Möglichkeiten
Ob aus Rheinhessen, Baden-Württemberg oder Sachsen: Deutscher Weißwein erfreut sich einer wachsenden Beliebtheit. Quelle: WeinHandwerk Meissen, 2024
Alle Regionen können tollen Wein hervorbringen. In Deutschland zeigt sich das insbesondere am Beispiel Sachsens. Regionaler Weinbau in Sachsen hat eine jahrhundertealte Tradition. Seit über 850 wird hier Wein angebaut, erstmals soll der Bischof Benno von Meißen Weinreben an der Burgkapelle, der heutigen Albrechtsburg, gepflanzt haben. Doch erst jetzt entdecken viele Menschen den Wein aus Deutschlands nordöstlichstem Weinanbaugebiet für sich. Wie schaffen es die Sachsen, im „Cool Climate“ Deutschlands einen hervorragenden Wein anzubauen?
Durch innovative Anbautechniken konnten hierzulande schon die kleine Eiszeit, die Reblaus und auch klimatische Herausforderungen der letzten Jahre im Weinbau überwunden werden. Herrliche Sorten wurden so verpflanzt, dass sie sich perfekt an die ökologischen Gegebenheiten anpassten. So wurde etwa sächsischer Goldriesling ursprünglich aus dem Elsass nach Deutschland importiert, da die aus Riesling und Früher Malingre gekreuzten Trauben besonders winterfrostbeständig sind. Heute ist diese exotische Weinspezialität in Sachsen beheimatet, während im Elsass wieder andere Sorten angebaut werden, die dem dortigen Klima entsprechen.
Der Besondere Wein direkt vor der Haustür
Die Suche nach dem Besonderen muss also gar nicht in ferne Länder verlegt werden, oft findet man es schon vor der eigenen Haustür. Der Trend zu mehr Regionalität und fairen Arbeitsbedingungen geht einher mit einem wachsenden Umweltbewusstsein. Diese gestiegenen Ansprüche werden perfekt bedient, wenn man sich einmal etwas richtig Edles gönnt — zum Beispiel einen nachhaltig produzierten Wein aus der eigenen Umgebung.